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Pilgern auf dem Jakobsweg

Ich bin dann mal weg. Nachdem ich Hape Kerkelings Bestseller gelesen hatte, war für mich sofort klar: Das ist es etwas für mich. Das will ich auch tun. In vielen Ländern schreiben Menschen, die einmal den Jakobsweg gepilgert sind, diese Reise in ihren Lebenslauf beziehungsweise in ihre Bewerbungsunterlagen. Für mich ist das absolut nachvollziehbar, auch bei mir war der Weg etwas vom Einschneidendsten, was ich je gemacht habe. Um was geht es genau? Im ursprünglichen Sinn schliesst ein Pilger zuhause die Türe ab und geht zu Fuss entlang den Jakobswegen nach Santiago de Compostela in Spanien. Diese Wanderrouten führen aus ganz Europa in die Stadt des Apostels Sankt Jakobus. Ist das nicht nur etwas für katholische Gläubige?

Der Weg wurde von der katholischen Kirche in den letzten 2000 Jahren instrumentalisiert. Dessen Ursprung geht jedoch viel weiter zurück. Es handelt sich um Wege, die schon die Kelten begangen haben und die der Sage nach direkt von astrologischen Konstellationen abgeleitet wurden. Die Katholiken haben in der letzten Zeit entlang des Weges eine Kirche nach der anderen gebaut und mit Jakobus eine entsprechende Sage um den Zielort verfasst. Die Geschichte selber steht, übrigens wie vieles mehr in der Bibel, auf sehr wackeligen Beinen. Trotzdem ist der Weg etwas Einmaliges. Jeden Tag kommen 400 bis 1000 Pilger in Santiago an und entsprechend viele sind auch vorher unterwegs. In einem heiligen Jahr, also ungefähr alle vier Jahre, vervielfacht sich die Zahl nochmals. Und trotzdem ist auf dem Weg jeder für sich und mit sich allein. Es ist eine Massenwanderung zur Sinnsuche. Und diese Menge an Menschen mit demselben geografischen und inhaltlichen Ziel gibt dem Weg seine einmalige Energie.

Ich bin zu ersten Mal im Jahr 2008 aufgebrochen, um die letzten 800km des Camino Frances unter die Füsse zu nehmen. Diesen Sommer habe ich nochmals die letzten 600km gemacht. Der sogenannte französische Jakobsweg oder Camino Frances ist die bekannteste und meistbesuchte Strecke. Wieso gerade diese Route? Das hatte bei mir verschiedene Gründe. Erstens dachte ich mir, wenn so viele diese Strecke schaffen, dann werde ich wohl auch irgendwie ankommen. Zweitens würde mich wahrscheinlich schnell jemand finden, wenn mir trotzdem etwas zustösst oder wenn ich nach dem richtigen Weg fragen müsste. Drittens war es genau diese Route, die Kerkeling gemacht hat und ich konnte (auch aus diesem Grund) am meisten Informationen darüber finden. Wie auch schon auf der ersten Pilgerreise habe ich den ersten Teil von zuhause per Flugzeug abgekürzt. Dieses Mal bin von Logrono losgelaufen. 24 Tage später bin ich erneut als neuer Mensch in Santiago angekommen. Der Weg war voll von Erlebnissen. Ich war am Ende total glücklich und um viele Antworten und Eingaben reicher. Ist es ein Abenteuer? So viele Kilometer zu Fuss klingt vielleicht nach viel, ist es aber nicht. Ich bin pro Tag im Schnitt 25km gelaufen. Es ist also wie immer im Leben. Kein Ziel ist unerreichbar, wenn du nur immer an den nächsten Schritt denkst und ihn auch gehst. Die Strecke ist sehr gut signalisiert und du wirst es wahrscheinlich auch nicht schaffen zu verhungern oder zu verdursten. Die Einheimischen sind sehr hilfsbereit und es stehen auch jede Menge Herbergen für die Pilger bereit. Das Abenteuer ist deswegen nicht die Reise an sich. Das Abenteuer passiert während des Gehens in dir. Muss ich wirklich laufen und muss es auch so weit sein? Grundsätzlich gilt als Pilger, wer geht oder reitet. Heute absolvieren auch viele die Strecke oder zumindest Teile davon mit dem Fahrrad. Gehen, mit allem was du brauchst auf deinem Rücken, hat einige Vorteile. Erstens kannst du dich beim Thema Material und Gewicht am Rücken schon einmal mit deiner Last auf deinen Schultern auseinandersetzen. Du kannst dir bewusstwerden, wie viel Gewicht du in deinem Leben mit dir herumträgst und wie du es reduzieren kannst. Viele Menschen tragen einen viel zu schweren Rucksack. Einen Rucksack voll mit Dingen, die wir nicht brauchen – nicht zum Leben und nicht zum Arbeiten. Was meine ich konkret? Finde heraus, was in deinem Leben Ballast ist und wie du ihn loswerden kannst! Was kann zum Beispiel Ballast sein? Im Job denke ich an Dinge, die dich von deiner Kerntätigkeit ablenken. Angefangen mit dem Überfluss an Informationen aus allen möglichen Quellen. Unnötige Mails, digitale News, Diskussionen über unwichtige Themen, Radio mit schlauem „Geschwätz“. Weglassen! Weiter geht’s mit überflüssigen Administrationsarbeiten und anderen Leerläufen. Auf das Minimum reduzieren! Oder deine alten Daten aus den letzten zehn Jahren oder die 200 Mails im Posteingang? Sortieren, abspeichern, vergessen. Vielmals fängt es bei kleinen Dingen an. Wie sieht dein Pult aus? Berge von Papier und Ordner, kein Quadratzentimeter Tisch mehr zu sehen? Weg damit und schlau ablegen! Privat denke ich zum Beispiel an Gerümpel im Haus oder in der Wohnung. Ist dein Keller oder dein Dachstock voll mit alten Sachen, die du nicht mehr brauchst? Wirf es endlich weg! Das Nachtessen mit deinen alten Schulfreunden, an welchen zum hundertsten Mal über die alten Zeiten gesprochen wird? Aus der Agenda streichen! Da ist noch Material von einem Hobby, für welches du keine Zeit mehr hast, und dort noch etwas, um was du dich kümmern willst, wenn du mal mehr Zeit hast? Raus aus deinem Leben! Denn du bist in einer perfekten Situation: Du entscheidest! Was ist das Problem? Wir verzetteln uns. Ein bisschen hier, ein wenig da und nirgends richtig. Zehn Projekte gleichzeitig am Laufen, du bist schon weit im roten Bereich und trotzdem geht es nicht vorwärts. Auf den zwei Reisen durch Frankreich und Spanien habe ich vieles lernen dürfen. Ganz zentral war diese Einsicht: Reduziere den Ballast in deinem Leben, dann hast du weniger Verschleisserscheinungen und mehr Luft zum Atmen.

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