Mut zur Sichtbarkeit

Am 11.11.2006 wurde ich Opfer eines bewaffneten Raubüberfalles mit Körperverletzung. Auf dem Nachhauseweg von einer Veranstaltung wurde ich von einem Serientäter abgepasst. Er hatte es auf das Bargeld abgesehen, welches ich an mir trug, weil es nicht möglich war, es nachts zur Bank zu bringen. Rechtlich wurde das Verbrechen aufgeklärt, der Täter verurteilt. Die psychologischen Folgen haben mich jedoch lange begleitet, ganz selten habe ich sogar noch heute einen Flashback. An ein Erlebnis erinnere ich mich noch heute gut und oft: Nachdem ich schon vieles zur Verarbeitung des Überfalls unternommen hatte, besuchte ich 2007 ein Seminar zum Thema Lebensvision. Als ich den Vorfall thematisierte, sagte mir der Seminarleiter: «Du hast in der Person des Verbrechers deinen Heiler kennengelernt. Du kannst dich bei ihm bedanken, dass er dir den richtigen Weg aufgezeigt hat.» Diese Aussage war ein Schlüssel für mich. Tatsächlich habe ich nach dem Überfall mein Unternehmen geschlossen und ein neues aufgebaut – und ein neues Leben dazu. Und mit meinem alten Leben wären eine Beziehung und eine Familie, so wie ich sie mir vorstelle, nicht möglich gewesen. Für alles, was der Überfall ausgelöst hat, bin ich heute tatsächlich sehr dankbar. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich ohne die Tat keine solche Wende in meinem Leben durchgezogen hätte.

Warum erzähle ich dir das alles? Am meisten Mut hat es mich gekostet, nach dem Vorfall wieder rauszugehen und mich sichtbar zu machen. Und so geht es vielen Menschen in ihrem Geschäft auch. Sich zu zeigen, sich hinzustehen, sich angreifbar zu machen, braucht Mut – aber es lohnt sich. Für Unternehmer im Kleinbetrieb ist es noch extremer: Ohne als Person und Unternehmen in die Sichtbarkeit zu gehen, wird es mit dem Erfolg schwierig.

Sichtbare Grüsse
Martin Aue